Wildcampen:
Meine 5 ultimativen Erkenntnisse
Ein Roadtrip mit einem Golf Cabrio? Ja, das geht! Von Deutschland über Österreich und Italien quer durch Kroatien bis nach Zadar. Genächtigt haben wir in Auto, Hängematte oder Zelt. Was mich die Erfahrung gezeigt hat, erfährst du hier.
1. Learn to be comfortable with being uncomfortable
Auf unserer Reise waren wir ohne Unterkunft unterwegs gewesen und hatten die meiste Zeit im Auto genächtigt. Besonders zu Beginn unserer Reise eine wahre Herausforderung!
Die erste Nacht hatten wir uns recht spät auf die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz gemacht und aus Not hatten wir das Auto auf einem LKW-Rastplatz abgestellt. Meine Paranoia hatte mir allerdings eine unruhige Nacht beschert. Unser Cabrio war im Gegensatz zu den einfahrenden Lastern so klein, dass es leicht übersehen werden konnte. Müde und unerfrischt war ich am nächsten Morgen aufgewacht. Die Nacht darauf tobte ein heftiges Unwetter. Theoretisch müsste man im Auto ja vor Blitzeinschlägen sicher sein, doch galt das auch für ein Cabrio mit Stoffdach??
Nach weiteren unruhigen Nächten im Auto beschlossen wir, dass es so nicht weitergehen konnte.
Wir suchten einen ruhigen Strand und spannten unsere Hängematte an zwei Pinienbäumen auf. Ein idyllisches Szenario. Wir waren nicht die Einzigen, die sich diesen Platz zum Campen auserkoren hatten. Gegen Mitternacht verstummten die letzten Geräusche der anderen Camper und so schlief ich mit dem Zirpen der Grillen und dem Rauschen des Meeres ein. Soweit alles gut!
Eine Stunde später wurde ich allerdings von laut aufgedrehter Musik unsanft aus dem Schlaf gerissen. Zwei Gestalten -ohne Zweifel auf einem Trip- bewegten sich im pulsierenden Rythmus der Musik. In meinem Kopf spielten sich Horrorszenarien ab. Die psychedelische Musik machte es nicht gerade besser. Würden wir womöglich Opfer einer Vollmond-Zeremonie werden?
Als ich es nicht mehr länger aushielt, zog ich mit meinen Schlafsack ins Auto um. Obwohl ich todmüde war, brachte ich die Nacht kein Auge zu. In den frühen Morgenstunden beobachtete ich, wie die Beiden endlich wegfuhren. Erst dann traute ich mich wieder aus dem Gefährt. Die Sonne knallte inzwischen auf meine Hängematte und so verabschiedete ich mich von dem Gedanken an ein paar weitere Stunden Schlaf.
Was für ein Pech! Es hätte eine idyllische Nacht in der Hängematte sein können.
Daraufhin gaben wir uns doch wieder mit Auto und Zelt zufrieden. Allerdings ließ mich die Paranoia von einem Polizisten aufgeweckt zu werden und eine saftige Strafe einzukassieren nicht los. Ich schlief nicht nur schlecht, sondern die Nächte im Auto brannten mich regelrecht aus.
Einen Wendepunkt bezüglich dieser Erfahrung stellte ein Camper-Pärchen dar, das bereits seit mehreren Monaten in dem Dachzelt ihres Autos genächtigt hatte -ganz ohne Schlafstörungen und Paranoia. Die Beiden machten mir klar, dass es keinen Grund gab, Angst zu haben. Wählte man einen abgeschiedeneren Ort, so war die Wahrscheinlichkeit von den Behörden erwischt zu werden gering. Und wurde man doch ertappt, dann war die Strafe auch nicht viel höher als man für ein paar Nächte in einer Unterkunft bezahlt hätte.
Die Worte der Beiden schienen einen Schalter in mir umgelegt zu haben. Mit einem Mal schlief ich blendend im Auto. Ich hatte keine Angst mehr, erwischt zu werden. Auch die neugierigen Blicken der Passanten störten mich nicht länger. Mittlerweile kommt es mir unsinnig vor, dass wir die ersten Wochen unserer Reise die Fenster stets mit Handtüchern abgehängt haben.
Mir ist klargeworden, dass Paranoia nichts bringt. Letztendlich sind Sorgen und Ängste nichts als eine Erfindung des Geistes -energieraubend und wenig zielführend. Das lässt sich auch auf andere Lebensbereiche übertragen. Natürlich ist es schwierig Gefühle abzustellen. Doch mir persönlich hat das Wissen, dass meine Paranoia unberechtigt ist, geholfen mich stattdessen auf das Positive in meinem Leben zu konzentrieren.
2. Kreativer Umgang mit Ressourcen
Waschmaschine, Steckdosen, fließend Wasser zum duschen und Geschirr abwaschen, WLAN, eine saubere Toilette, Kühlschrank (von Gefriertruhe ganz zu schweigen)…. All das lernt man erst wirklich wertzuschätzen, muss man ein paar Tage ohne auskommen.
Durch unseren einfachen Lebensstil waren wir gezwungen kreativ zu sein.
Statt zu duschen, sprangen wir gleich nach dem Aufwachen ins Meer und schwammen eine Runde in dem kühlen Wasser. Diese morgentliche Routine begann ich besonders zu schätzen, da ich mich danach wieder frisch und wach fühlte. Manchmal stießen wir auch auf eine Dusche am Strand und hatten wir richtig Glück verfügte diese sogar über warmes Wasser.
Zähne putzten wir entweder mit unserer Wasserflasche oder in einem Cafe. Saubere Toiletten fanden wir in Supermärkten oder in Shopping-Malls.
Eingekauft wurde nur frisch für den selben Tag. Denn im Auto, in dem sich tagsüber die heiße Luft anstaute, hielt Obst und Gemüse meist nicht länger als ein paar Stunden. Dadurch, dass uns was die Zubereitung unserer Mahlzeiten nicht der gleiche Komfort wie Zuhause zur Verfügung stand, war ich gezwungen kreativ zu sein. Auf diese Weise entstanden eine Menge neuer Rezepte für unterwegs!
Oberstes Gesetz beim Wildcampen ist, einen Ort stets so zu hinterlassen, wie man diesen auch vorgefunden hat.
Und so wuschen wir unser Geschirr im Meer oder Seen und entsorgten unseren Abfall in öffentlichen Mülleimern.
3. Slow Travel
„Achtsam und bewusst reisen anstatt quer durch die Weltgeschichte zu hüpfen.“, lautet meine neue Devise. Und das hat sich auch auf diesem Trip wieder bestätigt. Von einem Ort waren wir zum nächsten gezogen, hatten nie länger als drei Tage irgendwo verbracht. Diese schnelllebige Art des Reisens hatte mich ausgebrannt und ich hatte mich schnell danach gesehnt, an einem Ort anzukommen. Land und Leute kennenzulernen. Ab und zu kann ein Kurztrip natürlich eine erfrischende Pause von dem Alltagstrott sein wie unser Roadtrip auf Pag.
Auch merkte ich, dass sich schnelles Reisen unmöglich mit meiner beruflichen Perspektive vereinbaren ließ. Das Reisen ohne WLAN und die ständig wechselnde Umgebung machte mir das produktive Arbeiten am Laptop unmöglich. Ich hatte es an allen möglichen Orten versucht, an denen ich auf freies WLAN gestoßen war: an einem Bistro am Straßenrand oder vor einem Supermarkt. Allerdings meist erfolglos. Am ehesten war es mir in ruhigen Cafés geglückt, ein paar Stunden an meinem Laptop zu arbeiten.
Beim Reisen wird einem vor allem Eines immer wieder klar: Wir sind nicht alleine auf dieser Welt und das Leben ist viel reicher und schöner wenn man es mit anderen teilt. Hilf anderen ohne stets etwas im Gegenzug zu erwarten. Und vielleicht wird dir deine eigene Großzügigkeit dafür ja an anderer Stelle wieder erwiedert! Ich selbst tue mir etwas schwer damit, zu geben.
Je öfter ich von fremden Menschen Hilfe erhalte, desto mehr will ich etwas zurückgeben!
Noch in Deutschland -auf der ersten Etappe unseres Roadtrips- wollte mein -95er VW-Golf urplötzlich nicht mehr anspringen. Die Autobatterie war tiefentladen. Ehe ich mich versah hatte der Vater meiner Freundin meine kaputte Batterie auch schon gegen eine neue ausgetauscht.
Wenig später nahm ich das erste Mal in meinem Leben einen Tramper mit – von Bakar nach Zadar. Die Nacht darauf -während eines heftigen Unwetters- kamen wir in der Hütte von Branco, einem kroatischen Farmer, unter, ohne dass dieser etwas für die Logie verlangte. Und so ist das Leben: ein ewiger Kreislauf des Helfens und geholfen werden.
5. Die eigenen Bedürfnisse kennenlernen
Nur wenn man sich aus seiner Komfortzone herauswagt, lernt man seine Bedürfnisse kennen und zu verstehen. Ich zum Beispiel hatte gemerkt, dass ich meine täglichen Routinen benötige, um ausgeglichen durch meinen Alltag zu schreiten.
Daheim hatte ich erfolgreich meine tägliche Yogapraxis in meinen Alltag integriert sowie Meditation und ein gelegentliches Gesichtsdampfbad Alle paar Tage die Umgebung wechseln machte es mir allerdings schwierig, meine Routinen zu pflegen.
Auch ist mir klargeworden, dass ein Rückzugsort ist für mich essenziell ist. Eine Komfortzone, in die man sich zurückziehen konnte, wann immer einem danach wat. Außerdem sehnte ich mich nach kürzester Zeit nach Dusche, Bett und vor allem einem ruhigen Schlaf. Daher würde dies wohl der letzte Roadtrip mit dem Cabrio bleiben. Vielleicht würde ich ja nächstes Mal mit einem Camper losziehen!
Trau dich aus deiner Komfortzone!
Generell rate ich allerdings jedem, immerhin einmal im Leben auf eine weniger komfortable Art zu Reisen, da du dich auf diese Weise selbst besser kennenlernst, deine Bedürfnisse zu verstehen lernst und generell eine neue Wertschätzung für das Leben und die Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, erhältst.
Wage dich aus deiner Komfortzone! Nur so wächst du über dich selbst hinaus!
Lust auf mehr Picknick-Inspiration? Dann schau doch mal bei Comot vorbei. Der Food-Instagram Kanal vereint meine beiden Leidenschaften Reisen und Kochen. Auf Comot teile ich wundervolle Momentaufnahmen von Picknicken an den szenischsten Orten.
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