Moonjourney

Achtung vor vorschnellen Urteilen

Der  heutige Tag führte mir deutlich vor Augen, dass ich mir oft zu unrecht ein vorschnelles Urteil bilde. Mehr dazu erfährst du in folgendem Beitrag.

Luffa, unsere neue Gefährtin

Als ich am heutigen Morgen noch etwas verschlafen beim Sala antanzte und meine Yogamatte ausrollte, stupste mich eine haarige Schnauze leicht an. Ich drehte mich um und stellte überrascht fest, dass es keiner unserer Hunde war. Ein zierliches Wesen, mit schwarzem, seidigen Fell schmiegte sich an meinen Körper. Ob das Tier einen Besitzer hatte? Für einen Straßenhund wirkte die Hündin eigentlich zu gepflegt.

„Meine neue Freundin.”, scherzte ich, als Karla den Sala betrat.

Ich sah die Begeisterung in ihren Augen und sie gesellte sich zu uns, um den Hund zu streicheln. Karla liebt Tiere. Es dauerte nicht lange, da hatten sich auch die anderen Community Mitglieder um die junge Hündin versammelt. Im Saal herrschte helle Begeisterung. 

“Sie heißt Luffa.”, stellte Corrie mit einem zufriedenen Lächeln fest. 

Eigentlich ist Luffa eine Gattung der Kürbisgewächse, die von Aussehen und Geschmack an eine Zucchini erinnert. Doch aus irgendwelchen Gründen hatte Corrie schon seit Tagen damit gescherzt, dass Luffa der perfekte Name für den nächsten Hund in Gaia wäre. 

„Luuuuuuffa! Luuuuuffa!“, hatte er spaßeshalber ins Nichts gerufen. Und das Universum hat geantwortet.  

Mie Noi tanzte fröhlich an und beschnüffelte die Hündin. Wir bezeichneten ihn liebevoll als unseren ‘big puppy’. Er war erst sechs Monate alt, reichte mir allerdings schon bis zu den Oberschenkeln. Wie süß die beiden Hunde zusammen aussahen! Corrie legte Luffa ein provisorisches Halsband mit Schleife um. Unsere Yogastunde wurde am heutigen Morgen vor lauter Euphorie deutlich nach hinten verschoben.  

„Tom wird nicht begeistert sein.“ merkte Karla an. „Er wird uns nicht erlauben, sie zu behalten.“

Karla hatte Recht. Tom kündigte an, Luffa gleich heute noch in den Tempel zu bringen. Das ist in Thailand so Gang und Gebe, weiß man nicht wohin mit einem Tier. Denn im Tempel gibt es immer reichlich Essensreste und somit muss man sich nicht darum sorgen, dass das Tier verhungern würde. 

Doch dieses zarte Wesen würde im Tempel völlig untergehen! Und hier schien sie sich so wohl zu fühlen. Gemeinsam versteckten wir Lufa. Denn wenn Tom sie nicht finden würde, könnte er sie auch nicht in den Tempel bringen. Die Nacht verbrachte die Hündin in unserem Zimmer im Fairy House. Doch uns allen war klar, dass das Versteckspiel keinen Sinn hatte. 

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Die Intention Gaia Ashrams

Om musste gespürt haben, dass ein etwas einfühlsameres Gespräch von Nöten war und erklärte uns ihre Bedenken. Als sie und Tom sich damals dazu entschieden haben, Gaia zu gründen, hatten sie klar ihre Prioritäten festgesetzt. Sie würden ein Permakultur-Lernzentrum mit einer spirituellen Kompetente sein, kein Tierheim. 

Auch wenn Tom und Om ihre Werte klar definiert hatten, ließen sie sich im Laufe der Jahre doch zu ein paar Ausnahmen erweichen.

Vor gut zehn Jahren nahmen sich Tom und Om Ricky an. Eigentlich war die Hündin von einem belgischen Paar adoptiert worden, das jedoch nur wenig später entschied, die frisch adoptierte Hündin auf einer organischen Farm in der Nähe von Chiang Mai zu lassen mit der Begründung, dass es Ricky dort so gut gefallen würde. 

Die Besitzer der Farm beklagten sich schnell, dass Ricky mit ihren Hühnern zu unsanft spielte und Om schaffte die Hündin kurzerhand nach Gaia, um sich ihrer anzunehmen. Wir bezeichneten Ricky scherzhaft als ‘grumpy, old lady’. 

Später adoptierten die beiden ebenfalls aus Mitleid Earth, einen Rügen, der es sich zur Aufgabe machte, fortan das Grundstück Gaias mit aggressivem Gebell zu verteidigen. Karla überredete Tom und Om, eine Katze in Gaia aufzunehmen, zu der sich kurz darauf noch zwei weitere Katzen hinzugesellten. 

Und als Dave und Noi nach Gaia zogen, brachten sie ihre ebenfalls adoptierten Hunde Mit Noi und Udon mit. Und dann war da noch Thai Toms Hund Gollum, der allerdings als Einziger von seinem Besitzer umsorgt wird und Tom und Om nicht zur Last fällt. 

Das jüngste Mitglied unserer Community ist Bobby, ein Gockel mit kahlem Kopf. Ich frage mich immer, wie er es geschafft hat, all seine Federn auf dem Haupt zu verlieren. Doch wenn ich an Udon denke, der gerne mit Hühnern spielt, brauche ich eigentlich nicht verwundert sein. 

Bobby sorgt für zunehmenden Ärger unter den Community-Mitgliedern, da er seine Hinterlassenschaften in der Küche zu tätigen pflegt.

Inzwischen versorgten Om und Tom neun Tiere und mehr konnten sie sich nicht erlauben. 

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Achtung vor vorschnellen Urteilen

Om erklärte uns, dass sie und Tom nicht die finanziellen Mittel hatten, noch mehr Hunde zu versorgen. Würden sie nun trotz alldem einen weiteren Hund aufnehmen, würde das Gaia in ein schlechtes Licht rücken. 

Die Intention hinter Gaia ist, bei möglichst vielen Menschen das Interesse für Nachhaltigkeit und Permakultur zu wecken und ein neues Bewusstsein dafür zu schaffen. Somit ist jeder hier Willkommen. Egal ob nur für einen Tag, eine Woche oder gar für ein Jahr. Short-term-volunteers gewinnen allerdings nur einen oberflächlichen Eindruck von Gaia und daher ist es umso wichtiger, dass sie in dem kurzen Zeitraum ein positives Bild von Gaia gewinnen. 

Om erinnerte uns an Earth, der vor zwei Wochen eine Entzündung im Mund gehabt hatte. Die pflaumengroße Beule an seiner rechten Wange hatte ihm sichtlich Schmerzen bereitet. Genau in solchen Situationen würden sich Menschen gerne ein vorschnelles Urteil erlaubten, sagte sie.

Beschämt dachte ich daran, wie ich damals zusammen mit den anderen Freiwilligen beim morgendlichen Kaffee darüber getratscht hatte, wie unverantwortlich es doch von Tom und Om war, den Hund mit solchen Schmerzen herumlaufen zu lassen. Wenn man sich einen Hund anschafft, dann muss man sich auch um ihn kümmern; darin waren wir uns einig gewesen.  

Jetzt tat es mir leid. Oms Schilderung ihrer Seite der Geschichte hatte den Vorfall in ein völlig neues Licht rücken lassen. Wie hatte ich es überhaupt gewagt zu urteilen, ohne alle Fakten zu kennen? Ich nahm mir vor, mir fortan keine Meinung zu bilden, die auf unzureichenden Fakten basiert. Kein einfacher Vorsatz, doch Einsicht ist bekanntlich der erste Schritt zur Besserung.

Om erinnerte uns auch nochmal daran, dass wir nur vorübergehend hier waren und somit keine langfristigen Entscheidungen treffen konnten. Wir würden irgendwann gehen, Tom und Om würden bleiben.

Luft bleibt…

Nachdem die Grenzen klar gesetzt waren, kündigte Dave an, Luffa zu adoptieren. Mir war allerdings klar, dass dies keine optimale Lösung des Problems darstellte. 

Dave hatte sich vom monetären System losgelöst und fasst – wie er selbst stolz behauptet- kein Geld mehr an. Den Kapitalismus empfindet er als korruptes System, dem er sich lange genug unterworfen hat und das er nicht länger unterstützen will. In Gaia arbeitet er für Kost und Logie für sich und die Hunde Mie Noi und Udon. Daves Entscheidung Lufa zu adoptieren zwingt Tom eigentlich nur indirekt dazu, doch für die Hündin zu sorgen. Und das erscheint mir dann doch wenig fair.

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1 Kommentar zu „Achtung vor vorschnellen Urteilen“

  1. A fascinating discussion is definitely worth comment. I do think that you ought to publish more about this topic, it may not be a taboo subject but typically people dont speak about such issues. To the next! Many thanks!!

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