Roswell: Leben im Wilden Westen Kroatiens
Roswell zieht als Touristenattraktion jährlich tausende von Besuchern an. Doch was spielt sich eigentlich hinter den Kulissen des Cowboy Village ab?
Roswell: Cowboy Village in Kroatien?
Roswell ist ein seltsamer Ort. Das Cowboy Village ist nur eine Dreiviertel Stunde von Rieka und dem Meer entfernt gelegen und trotzdem hat man das Gefühl, auf einen anderen Kontinent in einer fernen Zeit gelandet zu sein: Im Wilden Westen von damals, aus der Zeit der ersten Siedler Nordamerikas. Statt der szenischen Küstenlandschaft die einem sonst beim Gedanken an Kroatien vor Augen schwebt, erwarten einen in Gorski Kotar grüne Wiesen, dichte Nadelwälder und Roswell- das Cowboyvillage.
In Roswell wurden die neuen Winnetou Filme gedreht und die ursprüngliche Filmkulisse zieht jährlich tausende von Touristen an.
Ein verlassenes Filmset? Keineswegs!
Fest wohnhaft in dem Dorf ist Tina, unterstützt von Freiwilligen aus aller Welt. Sie ist verantwortlich für die Instandhaltung der Touristenattraktion und bietet selbst Aktivitäten wie Reiten und Schießen mit Pfeil und Bogen oder Gewehr an.
Außerdem können Abenteuerlustige eine Nacht in einem der beiden Tipis in Roswell verbringen und am Knistern des offenen Feuers einschlafen.
Back to the roots
Ich verbrachte einen Monat in Roswell und der Gedanke, in einer Filmkulisse gelebt zu haben, fühlt sich immer noch surreal an. Das Leben dort war geprägt von ungewohnten Hürden, die es gemeinsam zu bewältigen galt.
Vieles, was ich bisher für selbstverständlich genommen hatte, was in Roswell Neuland.
Wasser zum Trinken und Duschen musste täglich mit Hilfe eines Generators aus der nahegelegenen Quelle gepumpt werden und anschließend mit einem Truck ins Dorf gebracht werden.
Warmes Wasser gab es nur wenn man es mit Holz erhitzte, ein Loch unter den Dielen des Saloons – unserem Wohnzimmer – diente als Kühlschrank. Die Holzbaracken in denen wir wohnten -von Tinas Haus abgesehen– verfügten weder über Elektrizität, fließend Wasser noch waren sie isoliert.
Hinter den Kulissen Roswells
Jeden Morgen um 9 Uhr trafen wir uns zum Frühstück bei dem wir alles besprachen, was es an dem Tag zu erledigen galt. Zu den täglichen Aufgaben wie Kochen, Abwasch, Putzen, Wasser holen und Feuerholz sammeln fielen stets weitere, meist unerwartete Dringlichkeiten an.
In Roswell gab es stets etwas zu erledigen!
Häufig fiel der Generator aus, der uns mit Strom versorgte und den wir brauchten um das Wasser aus der Quelle zu pumpen, ein anderes Mal war die Gasflasche unseres deutschen Gaskochers leer und nicht in Kroatien befüllbar oder – und letzteres kam ebenfalls nicht selten vor- einer der Festangestellten tauchte nicht an der Rezeption oder zum Schießen auf.
Außerdem bemühten wir uns auch zusätzliches Einkommen zu generieren, indem wir Aktivitäten wie Kinderschminken anboten oder Traumfänger herstellten, die dann zum Verkauf angeboten wurden.
Im Spagat zwischen zwei Welten
Tatsächlich hätte ich nicht erwartet, einen Monat in dem Cowboy Village zu bleiben. Mein erster Instinkt nach meiner Ankunft war gewesen, sofort wieder die Flucht zu ergreifen. Nach wochenlangen Wildcampen sehnte ich mich nach einem gewissen Standart und nach einem Raum, meine Sachen auszupacken und anzukommen. Rosswell war nicht der Ort dafür.
Das Leben in Roswell war ein ständiger Kontrast zwischen dem Leben in der Touristenattraktion und dem, was sich außerhalb der Öffnungszeiten abspielte.
Während der Öffnungszeiten strömten Touristen in das Cowboyvillage und wir hatten weder Rückzugsort noch Privatsphäre. Oft fühlte ich mich selbst wie eine Attraktion in dem Filmset. Wurden uns die Besucher zu fiel, flüchteten wir zum nahegelegenen Lokve See. Verschwanden die letzten Besucher dann endlich, war es als würde eine Last von unseren Schultern fallen. Außerhalb der Öffnungszeiten kochten wir gemeinsam im Tipi, verbrachten die Nächte am Lagerfeuer unter dem sternenklarem Himmel oder hielten gelegentlich schamanische Ritualen wie die Inipi Sauna ab.
Hier in den Bergen war die Temperatur stets fünf Grad kühler als an der Küste. Die Tage in Rosswell waren sonnig und warm, die Nächte frisch und klar. Abends gemeinsam um das Feuer zu sitzen, gehörte zu meinen täglichen Highlights.
Willkommen im Telegraph!
Für die Zeit meines Aufenthalts lebte ich gemeinsam mit meinem Freund im Telegraph, einer winzigen, romantischen Holzhütte. In besonders kalten Nächten schürten wir den Ofen an, um uns warm zu halten. Tagsüber räumten wir den Telegraph für die Besucher und verfrachteten unseren Kram zurück ins Auto. Ich fühlte mich wohl in der einfachen Holzhütte.
Eine Nacht im Tipi
Eines Tages, nach einem gemeinsamen Abend im Tipi, hatte ich beschlossen in dem Indianerzelt zu nächtigen. Ich hatte meinen Schlafsack ausgerollt und war anschließend behütet neben dem flackernden Flammen eingeschlafen.
Wenige Stunden später allerdings war ich zitternd aufgewacht. Das Feuer war verloschen und der eisigen Kälte der Nacht gewichen.
Durch die Öffnung des Tipis wehte ein kalter Luftzug. Hatten wir das Feuer möglicherweise nicht richtig geschürt, sodass es zu schnell verloschen war? Egal.. Fakt war es war kalt!
Mit der romantischen Vorstellung vom Schlafen im Tipi hatte die Realität nicht viel gemein.
Barfuß im Halbschlaf war ich mit meiner Decke unter dem Arm durchs feuchte Gras zurück zum Telegraph getorkelt und hatte mich ins warme Bett gekuschelt.
Ressourcen sind kostbar!
Insgesamt war es eine prägende Erfahrung in dem ich eine Menge gelernt habe. Da wir tagsüber unsere Hütten für die Besucher räumen mussten mangelte es an einem Rückzugsort. Privatsphäre ist für mich zu einem kostbaren Gut geworden.
Warme Dusche und Kühlschrank ein Luxus!
Vor allem ist mir in meiner Zeit in Roswell klargeworden, wie wertvoll eine warme Dusche und generell fließend Wasser ist. Vom Kühlschrank gar nicht erst zu sprechen. Mir ist bewusst geworden wie unglaublich privilegiert wir sind. Ohne auch nur darüber nachzudenken drehen wie den Wasserhahn auf und heraus fließt warmes Wasser.
Gleichzeitig hat mir die Erfahrung gezeigt, dass es wichtig ist umzudenken und auf alternative Energiequellen wie beispielsweise Solarenergie zurückzugreifen. Tatsächlich fand ich auch Gefallen daran, mein Wasser mit Holz aufzuwärmen. Diesen Lebensstil -wie Tina ihn bereits seit zwei Jahren lebt- könnte ich mir allerdings nicht auf längere Sicht vorstellen.
A fascinating discussion is definitely worth comment. I do think that you ought to publish more about this topic, it may not be a taboo subject but typically people dont speak about such issues. To the next! Many thanks!!