Moonjourney

Pag: Entschleunigung auf der kroatischen Insel

Pag, karge Niemandslandschaft im Mittelmeer. Auf dieser abgeschiedenen Insel Kroatiens konnte ich mich entspannen und loslassen.

Pag: idyllisches Paradies im Mittelmeer

Pag war einer jener Orte, dessen raue Schönheit mich nahezu umhaute. Ein weißer, felsiger Fleck im Mittelmeer, der über eine Brücke mit dem Festland verbunden war. Die Insel erreichten ich und Haikal am frühen Abend, als die tiefstehende Sonne die weißen Felsen in ein goldenes Licht tauchte. Kaum angekommen fuhr ich an die Seite heran und gemeinsam öffneten wir das Dach. Die Rücksitze meines Cabrio waren vollgestopft und ich hatte etwas Bange, dass unsere Sachen während der Fahrt wegfliegen würden. Doch es war einfach zu verlockend mit offenem Dach die windigen Straßen der Insel entlangzukurven.  

Wir drehten die Musik laut auf und aus den Boxen des Autos dröhnte laut ‘Carmensita’. Fasziniert beobachtete ich die an uns vorbei rauschende Landschaft.

Seit ein paar Wochen waren wir in Kroatien unterwegs. Unser Wochenende in Pag fühlte sich fast wie ein Urlaub an. Ein Urlaub inmitten unseres Roadtrips.

Doch eine Kleinigkeit unterschied unser Wochenende auf der Insel von dem Rest unserer Reise: Ich konnte für ein paar Tage meine Zweifel und Sorgen abschalten und mich ganz auf das Abenteuer einlassen. 

Ein Leben on the Road mag verlockend klingen, doch was mich schon seit Wochen beschäftigte war: Was machten wir hier? Was war unsere Aufgabe? Wie konnten wir diese Welt bereichern? Ich sehnte mich nach einer beruflichen Erfüllung, die mir einerseits meinen Lebensunterhalt bezahlte, mich aber gleichzeitig erfüllte und für die ich brannte. Und auf der Suche nach genau dessen fühlte ich mich seltsam verloren. Doch all das zählte für die nächsten Tage nicht.

Alles was in diesem Moment zählte, war dieses mega schöne Gefühl mit offenen Dach die windigen Straßen entlangzukurven. 

Der Wind zerzauste meine Haare, ich fühlte mich unbeschwert und glücklich. Etwas hatte mich auf diese karge Insel gezogen und ich brannte darauf herauszufinden, was es gewesen war.  

Pag-Kroatien.Landschaft
Roadtrip-Pag-Kroatien
Golf-Cabrio-Roadtrip
Pag-Insel-Kroatien
Foccaccia-Caprese
Foccaccia-Picnic
Pag-Brücke-Kroatien-Mondschein

Nach einer halbstündigen Fahrt hielten wir am Strand an. Es war früher Abend, doch die Luft war immer noch erfüllt von einer sengenden Hitze. Mein Körper schrie förmlich nach Abkühlung. 

Ich ließ mich in das kühle Wasser gleiten und schwamm ein paar Züge. Ich tauchte unter und wusch die Hitze des Tages von mir ab.

Verschiedenste Eindrücke prasselten auf mich ein: ein alter Mann, der am Pier fischte, das Klingeln des Eiswagens und das anschließende euphorische Kreischen der Kinder, die daraufhin zu dem Gefährt stürmten. 

Als wir wieder aus dem Wasser stiegen, fühlte ich mich wie neugeboren. Wir trockneten uns ab, stiegen zurück ins Auto und fuhren weiter. Die untergehenden Sonne tauchte die Landschaft in ein atemberaubendes, goldenes Licht.

Mandre: Picknick am Strand

Wir kurvten eine Weile die Straßen entlang, bis wir in Mandre dann zur Küste herunterfuhren. Wir besorgten Rucola, Mozarella und Tomaten und ein foccaccia-ähnliches Brot. 

Anschließend parkten wir am Meer und breiteten eine Picknickdecke an dem steinigen Strand aus. Ich halbierte die Tomaten und belegte die Brote, würzte das Ganze mit Salz, Pfeffer, Olivenöl und Balsamicocreme. Ich genoss das leckere Essen und die magische Atmosphäre am Strand. 

Biwakieren: Eine Nacht unter den Sternen

‘Where are we gonna sleep tonight?’ Diese Frage konfrontierte uns auf diesem Trip täglich. Unsere Schuld, denn wir hatten die vergangenen Wochen keine einzige Nacht eine Unterkunft gebucht. Meist hatten wir im Auto geschlafen und die Nächte im Auto hatten mich ausgelaugt. Für heute parkten wir das Auto am Straßenrand in einem Wohnviertel an der Küste. 

Ich genoss die Stille. Die einzigen Geräusche, die zu hören waren, waren das Rauschen des Meeres und das Zirpen der Grillen. 

Wir hatten ursprünglich in unserer Hängematte schlafen wollen, doch die Suche nach einem Baum war schwieriger als gedacht. Nach einem halbstündigen Spaziergang entlang der Küste verwarfen wir die Idee, da wir nur einen Baum gefunden hatten. 

Fischer-Pag-Insel-Kroatien
Journaling-Strand
Kaffee-Strand-Campingtrip
Picnic-Strand

Wir beobachteten wie die Sonne unterging und den Himmel in ein rosarotes Licht tauchte.

Kurze Zeit später war es vollständig dunkel und nur der Schein des Mondes spendete Licht. Am Ende des Stegs erspähte ich einen Umriss, der sich bei genauerem Hinschauen als Zelt entpuppte. Das dunkelblaue Zelt war in der Dunkelheit fast unsichtbar. 

Ich hatte gehört, dass es in Pag eine ganze Menge Kontrollen gab und so war es beruhigend zu wissen, dass wir nicht als Einzige die Nacht draußen verbringen würden. Wir rollten unseren Schlafsack am Strand aus und schauten in den Nachthimmel, der von tausenden, funkelnden Sternen bedeckt waren. Schließlich wiegte mich das Rauschen des Meeres sanft in den Schlaf.

Morgenstund hat Gold im Mund

Ich wachte erfrischt und ausgeschlafen auf. Normalerweise bemühte ich mich, jeden Morgen zu schreiben, doch dieses Wochenende gönnte ich mir eine Pause von einer üblichen Routine und bemühte mich, einfach präsent sein. Ich schnappte mir mein Tagebuch und schrieb die Ereignisse von gestern auf. 

Ich genoss die Idylle des Ortes und beobachtete für eine Weile das türkisblaue Meer. Erneut packte mich das Gefühl, an einen anderen Ort katapultiert worden zu sein. Diesmal schienen wir auf einer griechischen Insel gelandet zu sein.

Als Haikal aufwachte, kochten wir Kaffee am Strand. Ein paar der Passanten schauten neugierig zu uns herüber. Den heißen Kaffee füllte ich in zwei Tassen, dann folgte der Milchschaum. Wir tranken unseren Cappuccino am Strand und wachten langsam auf. Als das letzte Fleckchen Schatten der immer höher steigenden Sonne gewichen war, stiegen wir ins Auto und fuhren auf Erkundungstour los. Im Auto war die Hitze inzwischen unerträglich und so stand unser nächstes Ziel fest: ab ins Wasser! 

Wir fuhren zu einem Strand in Novalja und sprangen ins Wasser. Obwohl die Unterwasserwelt nicht sonderlich spektakulär war, war ich froh eine Taucherbrille dabei gehabt zu haben, denn es gab eine Menge Seeigel. Am Strand gab es keinen Schatten und so spannten wir unsere Hängematte an zwei Bäumen auf dem schattigen Parkplatz auf. Wir bereiteten einen Thunfischsalat mit Kidneybohnen zu und aßen gemütlich unser spätes Frühstück. Später nickte ich in der Hängematte ein.

Pag-Stadt-Insel-Pag-Kroatien
Pag-Stadt-Insel-Pag-Kroatien
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Pag-Stadt-Insel-Pag-Kroatien
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Pag-Stadt: die herbe Schöne

Novalja war uns zu laut und überfüllt und so fuhren wir nach dem Mittagessen weiter nach Pag Stadt. Dort angekommen nach der zwanzig-minütigen Autofahrt waren wir vollkommen durchnässt von der Nachmittagshitze. 

Wir spazierten durch die Gassen und setzten uns in ein Cafe im Schatten. Mit einem Cappuccino saßen wir die letzte heiße Stunde des Tages aus. Am frühen Abend wurde die Temperatur dann endlich wieder angenehm. 

In dem goldenen Licht der tieferstehenden Sonne verwandelte sich die Stadt in eine andere: lebendig und von einer rauen Schönheit!

Jetzt genoss ich es durch die Straßen und an der Promenade Pags entlangzuschlendern. Die niedrigstehende Sonne tauchte die hellen Gebäude in ein warmes Licht. Im Hintergrund zeichneten sich die kargen Felsen ab.

Wir fuhren zu einem Aussichtspunkt, von dem man die Stadt sehen konnte. Pag lag inmitten der weißen Felsen, umgeben vom Meer.

Präsent sein: Die Kraft der Gegenwart

Das letzte Licht des Tages war fast vorüber. Am Horizont zeichneten sich die Berge ab. Ein Bauer verkaufte den Käse seiner Ziegen. Er gab uns eine kleine Probierprobe und wir kauften ihm gleich ein Stück ab. Er wirkte so glücklich und unbeschwert!

Wir setzten uns auf die Kofferraumklappe des Autos und genossen für einen Moment die Stille. Die Tage auf der Insel hatten mir gutgetan. Laptop und Handy hatte ich die Zeit über in meinem Rucksack verstaut gelassen und ich hatte mich voll und ganz auf die Insel und die neuen Ereignisse eingelassen. 

Die Insel hatte mir ein Stück Leichtigkeit und Lebensfreude zurückgegeben. 

Mir wurde klar, dass ich mich auf unserem Roadtrip bisher zu sehr unter Druck gesetzt hatte, eine Einkommensquelle zu finden, die uns das Reisen ermöglichte und die mich gleichzeitig erfüllte. Ich wünschte mir, dieses Gefühl der Leichtigkeit mit auf den Rest unserer Reise nehmen zu können. 

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