Natural Building: Lehmziegel
Die Herstellung von Lehmziegeln gehört zu meinen absoluten Highlights in meiner Zeit in Gaia. Hier gebe ich dir einen Einblick in das Thema.
Wieso Häuser mit Lehm bauen?
Das Bauen mit Lehm ist eine sehr kostengünstige Alternative. Für die Herstellung der Lehmziegel benötigt man lediglich Lehm, Sand, Reishülsen oder fein gehäckseltes Stroh sowie Wasser. Es gehört natürlich ein bisschen Know How dazu, doch die groben Schritte bestehen wie bei jedem Haus aus der Planung, dem Fundament, der Herstellung der Lehmziegel, dem Mauern der Wände, dem Streichen mit oft natürlichen Farben und der Konstruktion des Daches. Letzteres ein etwas komplizierterer Prozess, doch der Rest ist eigentlich nicht schwer.
Lehm ist ein atmungsfähiges Material und sorgt für ein angenehmes Raumklima.
Außerdem ist das Material nicht si anfällig für Schimmel. Was ich besonders liebe ist, dass man super natürliche, rundliche Formen kreieren kann.
Lehmhäuser erleben seit einigen Jahren eine Art Revival und existieren inzwischen in den verschiedensten Designs.
In Gaia wurden ungefähr die Hälfte der Gebäude aus Lehm gebaut: das Roundhouse, ein Teil des Salas, das Fairy house in dem ich und Haikal gelebt hatten, Tom und Oms Haus, sowie zwei weitere runde Häuschen, von denen sich eines noch in Arbeit befand. Der Rest der Hütten wurde aus Bambus angefertigt, eine in Thailand sehr verbreitete Bauweise.
Vor Gaia wäre mir niemals in den Sinn gekommen, mein eigenes Haus zu bauen. Ich hatte damals nicht einmal nachvollziehen können, wieso mein Papa trotz seines Vollzeitjobs maßgeblich an dem Bau seines Hauses beteiligt war. Aber mein Papa verfügte im Gegensatz zu mir wenigstens über das Wissen und einer ganzen Menge handwerklichem Geschick. Aber das ich mein eigenes Haus bauen könnte? – Damals unvorstellbar!
In meiner Zeit in Gaia ist mir bewusst geworden, dass es möglich ist, sein eigenes Haus aus natürlichen Materialien zu bauen.
In dem Ecovillage habe ich einen Einblick in die verschiedenen Prozesse des Natural Building bekommen und war in die einzelnen Schritte des Bauens involviert. Ich habe sowohl gelernt, Lehmziegel herzustellen, als auch diese aufeinander zu mauern und das fertige Haus mit natürlichen Farben zu streichen.
Lehmziegel herstellen: so geht’s!
1. Vorbereitung der Masse
Für das Herstellen der Lehmziegel benötigt man eine große Fläche, da die Lehmziegel mindestens vier Wochen trocknen müssen. In Gaia nutzten wir dafür ein großes Feld. Lehm, Wasser und Reishülsen werden zu einer homogenen Masse vermengt.
2. Den Lehm Struktur verleihen
Anschließend muss die Masse in rechteckige Formen gefüllt werden und mit den Händen zusammengepresst werden, um die fertigen Ziegel so stabil wie möglich zu machen. Die fertigen Exemplare mussten nun für circa vier Wochen trocknen, bis sie dann zum Bauen verwendet werden konnten.
Am Ende unserer Schicht hatten wir hundertundsieben Lehmziegel produziert. Diese würden die Innenwand des runden Lehmhauses bilden, das sich noch in Arbeit befand. Dafür benötigten wir die dreifache Menge an Ziegeln, also insgesamt vierhundertfünfzig.
Ich hatte einen Heidenrespekt vor Karla und Lars, die das Roundhouse innerhalb eines Jahres mit der Unterstützung von Freiwilligen gebaut hatten: vom Entwurf bis zum fertigen Haus. Sie hatten die dreitausend Lehmziegel hergestellt, die Wände des runden Hauses gemauert und anschließend mit natürlichen Farben gestrichen. Der einzige Prozess, an dem sie nicht beteiligt gewesen waren, war die Konstruktion des Daches. Einer etwas komplexere Angelegenheit, für die Tom lokale Arbeiter beauftragt hatte.
Lies weiter um zu erfahren, wie die Herstellung der Lehmziegel in der Praxis aussieht.
Von der Theorie in die Praxis…
Unser Arbeitstag begann früh, denn auf der offenen Fläche waren wir der Sonne ungeschützt ausgesetzt. Kurz nach Sonnenaufgang erreichte ich das Feld. Die anderen wateten bereits in einer circa neun Quadratmeter großen, knöcheltiefe Schlammgrube herum und verteilten großzügig Reishülsen über die Lehmschicht. Jemand anderes wässerte die Schicht ausgiebig. Um Reishülsen und Lehm zu vermengen, stampften wir kreisförmig im Matsch.
Ich steckte bis zu den Knöcheln im Schlamm und hatte so viel Spaß wie schon lange nicht mehr.
Schließlich kam, es dazu wozu es kommen musste: Dave formte eine Kugel aus der schlammigen Masse und schleuderte sie auf Le, den das Ganze vollkommen unvorbereitet traf. Das Feuer war eröffnet und es dauerte nicht lange, bis Alle in die Schlammschlacht verwickelt waren.
Ich hatte wenig Lust, von oben bis unten im Matsch zu stecken und versuchte mich unauffällig vom Geschehen zu entfernen. Als ich schon fast außer Sichtweite war, fühlte ich eine schlammige Hand auf meiner Schulter und ehe ich mich versah, befand ich mich in der Luft auf direktem Weg zu der Schlammgrube.
Wenige Sekunden später landete ich mit einer Bauchlandung im Matsch.
Das schrie nach Rache! Als ich mich befreit hatte, stürzte ich mich auf meinen Peiniger und versuchte ihn zu Boden zu ringen, nur um dafür wenige Momente später erneut im Schlamm zu landen -diesmal auf dem Rücken. Es war ein jeder gegen jeden und es die Stimmung war ausgelassen.
Ich fühlte mich so frei und unbeschwert wie schon seit langem nicht mehr. Meine ganzen Sorgen und Ängste um die Zukunft existierten in diesem Moment nicht mehr. Es gab nur noch mich, die anderen und den Schlamm, der mir inzwischen schon bis in der Unterwäsche steckte.
Als wir uns wieder beruhigt hatten, begangen wir die Masse in die ziegelförmigen Formen zu füllen. Am Ende des Morgens hatten wir hundertsieben Lehmziegel hergestellt.
Ich machte mich auf zu einem der Teiche und schälte mich aus meiner schlammigen Kleidung. Ich sprang ins Wasser und tauchte tief unter. Ich löste den inzwischen harten Lehm aus meinen Haaren und von meinem Körper, bis ich endlich wieder vollständig sauber war. Ein Gefühl der tiefen Dankbarkeit durchströmte mich!
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