Moonjourney

Über die Gastfreundschaft eines kroatischen Farmers

Schon einmal von Senj gehört? Ich zuvor zumindest nicht. Wer hätte gedacht, dass ich ausgerechnet im kroatischen Hinterland eine solche Gastfreundschaft erfahren würde! 

Where are we gonna sleep tonight?

Mit dieser Frage wurden wir auf unserem Roadtrip täglich konfrontiert. Wir waren mit dem Auto quer durch Kroatien unterwegs. An anderen Tagen schliefen ich und Haikal einfach auf den Sitzen des Autos oder im Zelt, doch heute morgen hatten wir Nick in Bakar aufgegabelt. Er war per Anhalter unterwegs- von der Schweiz bis nach Griechenland. Normalerweise schlief er in seiner Hängematte, doch dafür war es die Nacht einfach zu kalt und windig. 

Wir hielten also die Augen nach verlassenen Häusern offen, in der Hoffnung dort für die Nacht crashen zu können. Oft fehlt den Leuten hier in der Gegend einfach das Geld um fertigzubauen und daher stehen eine ganze Menge halbfertiger Häuser in Kroatien einfach leer. Wir fuhren an ein paar verlassenen Häusern vorbei, doch ganz ideal war keins davon und so fuhren wir noch ein Stück weiter, in der Hoffnung etwas Besseres zu finden. 

Je höher wir kamen, desto karger wurde die Landschaft. Ich hielt an der Seite an. Der Wind wehte so heftig, dass es mir schwer fiel, die Tür des Autos zu öffnen. Meine Haare wehten in alle Richtungen wehte. Für ein paar Momente blieb ich einfach stehen, beobachtete die raue, schöne Landschaft

Ich genoss den starken Wind, der mir um die Ohren brauste. So fühlte sich Freiheit an!

Einen geeigneteren Schlafplatz für die Nacht hatten wir allerdings nicht gefunden und so waren gezwungen, wieder umzukehren. Wir würden uns wohl doch mit dem verlassenen Haus zufrieden geben müssen. Die Vorstellung jagte mir einen Schauer über den Rücken. Allerdings Immer noch besser als draußen zu schlafen. Zumindest versuchte ich mir das einzureden. 

Doch wo sollten wir das Auto abstellen? Beim Haus direkt gab es keine Parkmöglichkeit und so beschlossen wir, den nächstgelegenen Bauern um Hilfe zu bitten. Auch wenn die Gegend sehr dünn besiedelt war, dauerte nicht lange, da hatten wir das nächste Grundstück erreicht. Zu Fuß liefen wir die schmale Einfahrt hinab, bis wir an ein kleines Haus gelangten. 

Senj-Kroatien
Senj-Kroatien

Zufall oder Schicksal?

“Pozdrav”, rief Nick, was in Kroatisch so viel wie Hallo bedeutete. Ein älterer, stämmiger Mann öffnete die Tür. Nick fragte ihn in Kroatisch, ob wir unser Auto auf seinem Grundstück abstellen könnten. Ich lauschte aufmerksam dem Gespräch, verstand aber kein Wort. 

Nick hatte erzählt, er würde in jedem Land -welches er bereiste- ein paar Worte in der Landessprache lernen. Für ihn eine Geste des Respekts. Mir gefiel dieser Ansatz. Überraschenderweise wechselte das Gespräch ins Deutsche. Es stellte sich heraus, dass der Farmer, der übrigens Branco hieß, ein ehemaliger Gastarbeiter in Deutschland war. Das Ganze war nun schon fünfzig Jahre her. 

Branco hatte kein Problem damit, dass wir unser Auto auf seinem Grundstück parkten, fragte aber wo wir die Nacht verbringen würden. Wir erzählten ihm von dem verlassenen Haus. Und prompt bot uns Branco auch schon einen Schlafplatz für die Nacht an. Er führte uns zu einer kleinen Holzhütte. Kein Luxus, doch besser als erhofft. Ich war berührt von seiner Gastfreundlichkeit. Branco reichte uns den Schlüssel.

Endlich angekommen!

Es fühlte sich gut an, unsere Sachen in die keine Hütte zu räumen. Unser vorübergehendes Zuhause für die Nacht. Die Hütte hatte zwei Räume, mit jeweils einem Bett darin. Es gab kein Bad, kein fließendes Wasser. Dafür eine Zisterne, in der Regenwasser gesammelt wurde. Das Wasser musste man mit einem Eimer hochziehen. 

Branco kam zur Tür und brachte uns Trinkwasser. Als er das offen stehende Fenster sah, zog er ein grimmiges Gesicht und machte sich daran, die Läden wider zu schließen. “Bringt Unglück.”, erklärte er daraufhin. Ob Aberglauben oder nicht: Ich hielt es immer für sicherer, auf die Einheimischen zu hören und so blieben die Fenster für den Abend geschlossen. 

Es gab keine Küche, doch wir hatten zum Glück einen Gaskocher dabei.. Draußen war es kalt und ich sehnte mich nach etwas Warmen zu Essen. Bis auf Haferflocken, Zimt und Äpfel hatten wir nicht viel dabei. Ich begann die Äpfel in Stückchen zu schneiden und anschließend mit den Haferflocken und der Milch zu kochen. 

Kroatien
Brunnen-Wasser
Roadtrip-Kroatien

Wenig später saßen wir zu dritt auf dem kleinen Bett, in unseren Händen eine Schüssel warmer Haferflocken.

In diesem Moment konnte ich mir nichts Besseres zum Abendessen vorstellen. Draußen stürmte es. Die Hütte knackste, was mir etwas Sorgen machte. Ich war froh, dass wir die Nacht nicht in dem verlassenen Haus verbringen mussten. 

Die Wärme der Gastfreundschaft

Am nächsten Morgen wachte ich erholt auf. So gut hatte ich seit Tagen nicht mehr geschlafen. Ich öffnete die Tür der Hütte und ging nach Draußen. Der Himmel hatte sich geklärt und es war sonnig.  

Der Wind hatte sich allerdings noch nicht gelegt. Ich genoss die Frische der Luft und begann den Tag mit einer kurzen Meditation., reflektierte die Ereignisse von gestern und war unglaublich dankbar! 

Eines der schönsten Dinge, die ich auf meinen Reisen erfahren habe, ist Gastfreundschaft. 

Dass uns Branco einfach für eine Nacht aufgenommen hatte, hat mich tief berührt. Ein Mensch, der drei Fremde ohne zu Zögern bei sich aufgenommen hat und ihnen einen Schlafplatz für die Nacht angeboten hat. Ich kann dich nur dazu ermutigen, hinaus in die Welt zu ziehen, um genau diese Dinge zu erfahren, an ihnen zu wachsen und deinen eigenen Horizont zu erweitern.

Später dankten wir Branco nochmal ausgiebig und wir verabschiedeten uns von von ihm. Es ging weiter Richtung Süden!

Meditation-Natur

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